Indien ist kein Land für alte Leute

Die Deutsche Welle veröffentlicht dazu meinen aktuellen Beitrag:

Indiens Gesundheitssystem steht vor einer großen Herausforderung. Bis 2050 wird ein Fünftel der Bevölkerung alt sein. Schon jetzt gibt es viel zu wenig Fachkräfte und Altersheime zur Betreuung der Senioren.

Nalini hält die Hand der alten Frau fest in ihrer eigenen. Sie hört ihr einige Minuten zu, dann will sie weiter. Doch die alte Inderin lässt ihre Hand nicht los. Sie will erzählen. Sie will aufstehen. Sie wolle tanzen, wie früher, sagt sie. Sie sei Tänzerin gewesen. Ihre Augen strahlen, für einen kurzen Moment. Dann ist da wieder Leere. Um sie herum sitzen einige andere alte Frauen. Sie alle seien geistig krank, erklärt Nalini später beim Herausgehen leise.

Nalini ist Supervisorin im Altenheim Abhaya Asmarya (Artikelbild) in der Nähe der indischen Stadt Mangalore im südwestlichen Bundesstaat Karnataka. Es ist ein Platz für die vielen indischen Frauen und Männer, die alleine und bettelarm auf den Straßen leben oder deren Familien sie nicht mehr wollen. Hier, im Abhaya Asmarya, wird ihnen ein strikter Tagesablauf vorgegeben, es gibt feste Zeiten für nahezu alles. Auch krank sein ist erlaubt, ab und an kommen Ärzte. Schwere Fälle versorgt ein Krankenhaus in der Nähe. Es ist ein guter Ort. Auch wenn keiner wirklich hier sein möchte.

Von Staat und Familie im Stich gelassen

„Indien ist kein Land für alte Menschen“, sagt Matthew Cherian, Geschäftsführer von HelpAgeIndia, der größten indischen NGO, die sich um die Belange der Betagten sorgt. Indien entwickle sich immer mehr zu einem Land für die Bedürfnisse der Jungen und Smarten. Aber der Anteil der über 60jährigen steigt stetig, bis 2050 werden es nach Angaben des All Indian Institute for Medical Sciences (AIIMS) 320 Millionen sein. Das entspricht einem Fünftel der Gesamtbevölkerung. Und schon jetzt sind 120 Millionen Inder 60 Jahre und älter.

Das Problem: Formen der sozialen Absicherung im Alter gibt es in Indien so gut wie nicht. Lediglich 1,6 Prozent der Älteren – diejenigen, die zu den ärmsten der Armen zählten – bezögen eine Art Rente über das National Old Age Pension Scheme, erklärt Cherian. Auf dem Papier existieren zwar eine ganze Reihe von guten Ansätzen zum Schutz und zur Vorsorge alter Menschen. „Diese Vorgaben umzusetzen braucht in einem so bevölkerungsreichen und verschiedenartigen Land wie Indien aber Zeit“, sagt der Geschäftsführer der NGO.

Großfamilie bietet nicht mehr den Halt wie früher 

Viele alte Menschen in Indien sind nicht nur mittellos und ohne soziale Absicherung. Sie werden darüber hinaus auch noch schlecht behandelt, meist von ihren eigenen Familien, weiß Shri Shreenath Hegde, Präsident des Altenheims in der Nähe Mangalores. 50 Prozent der Alten werden Studien von HelpAgeIndia zufolge verbal oder körperlich misshandelt. Häufig von der Schwiegertochter, die mit ihm Haus lebt, immer häufiger auch vom eigenen Sohn.

Den vollstänigen Artikel finden Sie unter: http://www.dw.com/de/indien-ist-kein-land-f%C3%BCr-alte-leute/a-41794119.

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